Eine Gefähr­dungs­beurteilung anhand der Kinney-Methode durch­führen

Eine Gefährdungsbeurteilung ist der erste Schritt auf dem Weg zu einem sicheren Arbeitsplatz. Es gibt verschiedene Methoden zur Durchführung einer Risikoinventur und -bewertung (RI&E), kurz Gefährdungsbeurteilung genannt. Hier wird es um die Kinney-Methode gehen. Sie wird auch Fine/Kinney-Methode genannt.

 

Boplan FLEX IMPACT® TB 400 Plus und SG Swing Gate in einer industriellen Umgebung
Boplan FLEX IMPACT® HP Plus in einer industriellen Umgebung

Formel

WAS IST DIE KINNEY-METHODE?

Die Kinney-Methode ist eine quantitative Strategie zur Klassifizierung und Einstufung von Risiken am Arbeitsplatz mit dem Ziel anhand geeigneter Maßnahmen die Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz zu gewährleisten. Diese Methode eignet sich also nicht dazu, die Risiken selbst zu identifizieren. Sie trägt also lediglich dazu bei, die Risiken zu klassifizieren und einzustufen. Die höchsten Risiken haben Vorrang, wenn es darum geht, Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit zu ergreifen.

Um das Ausmaß des Risikos (R) zu bestimmen, multiplizieren Sie den Wert mit drei Faktoren: Ausmaß oder Schwere des Schadens (P = Produkt der Probabilität), Exponierungsfrequenz (F) und Wahrscheinlichkeit, dass die Gefahrensituation im Fall einer Exposition eintritt (E = erzeugter Effekt). Dies ergibt einen Risikofaktor: niedrig, mittel und hoch.

R = P x F x E

WelcherRisikofaktorergibtsichausderFormel?

Das Ergebnis der Multiplikation (R = P x F x E) der drei Faktoren ist ein Risikofaktor:

  • Risikofaktor niedrig (R = 0 bis 20): Keine Maßnahmen erforderlich
  • Risikofaktor mittel (R = 21 bis 70): Aufmerksamkeit erforderlich
  • Risikofaktor hoch (R = über 70): Sofort Maßnahmen ergreifen

Übersicht über die verschiedenen Werte pro Faktor:

Was ist die Auswirkung oder die Schwere des Schadens (S)?

Wenn ein Risiko auftritt, welche Auswirkungen hat es? Es gibt fünf mögliche Einstufungen:

  • Ein Score von 1: geringe Verletzung, geringe Beeinträchtigung
  • Ein Score von 3: erhebliche Verletzung, aber Gesundung möglich
  • Ein Score von 7: schwere und irreversible Auswirkung, Invalidität
  • Ein Score von 15: sehr schwer, ein Todesfall
  • Ein Score von 40: Mehrere Tote

Wie hoch ist die Exponierungsfrequenz (H)?

Wie häufig sind die Mitarbeitenden der Gefahr ausgesetzt? Hier stehen sechs Scores zur Verfügung:

  • Ein Score von 10: ständig
  • Ein Score von 6: regelmäßig, täglich
  • Ein Score von 3: gelegentlich, wöchentlich
  • Ein Score von 2: gelegentlich, monatlich
  • Ein Score von 1: selten, jährlich
  • Ein Score von 0,5: äußerst selten, weniger als einmal pro Jahr

Was ist Wahrscheinlichkeit (W)?

Es gibt sieben Scores, die angeben, wie wahrscheinlich das Eintreten eines Risikos ist:

  • Ein Score von 10: so gut wie sicher
  • Ein Score von 6: sehr gut möglich
  • Ein Score von 3: wahrscheinlich
  • Ein Score von 1: möglich, aber unwahrscheinlich
  • Ein Score von 0,5: Sehr unwahrscheinlich
  • Ein Score von 0,2: praktisch unmöglich
  • Ein Score von 0,1: kaum denkbar
Boplan FLEX IMPACT® TB 400 Plus Fence in einer industriellen Umgebung

WIRD FÜR DAS RISIKO EINES ZUSAMMEN­STOßES ZWISCHEN FUßGÄNGER UND GABELSTAPLER ANGEWANDT

DIE KINNEY-METHODE: ANWENDUNG

Wenden wir die Kinney-Methode für ein praktisches Beispiel an, um das Risiko eines Fußgängers, von einem Gabelstapler erfasst zu werden, zu bewerten. Wir gehen davon aus, dass es in einem stark frequentierten Warenlager weder Rammschutzplanken noch (Boden-) Markierung gibt.

Das Distributionszentrum in unserem Beispiel ist ein Logistikzentrum mit einem hohen Gabelstaplerverkehrsaufkommen. Die Wahrscheinlichkeit einer Kollision mit einem Fußgänger ist daher voraussehbar. Wir bewerten die Wahrscheinlichkeit (P) mit „sehr wahrscheinlich“ (Score 6). Zwischen Fußgängerbereich und Fahreugverkehrswegen ist keine Abtrennung: Fußgänger geraten daher häufig ins Fahrwasser der Gabelstapler. Dies bedeutet, dass also eine Exponierungsfrequenz (F) von 3 (gelegentlich). Ein Fußgänger, der in einen Unfall mit einem Gabelstapler verwickelt wird, kann schwere und bleibende Verletzungen erleiden. Im schlimmsten Fall kann dies zu einer langfristigen oder dauerhaften Arbeitsunfähigkeit führen. Der Effekt (E) wird als „ernsthaft“ (Score 7) eingestuft. Durch Anwendung der Formel (P6 x F3 x E7 = 126) erhält man den Risikofaktor.

In unserem praktischen Beispiel gibt es ein offensichtliches Sicherheitsrisiko am Arbeitsplatz. Es müssen Sofortmaßnahmen ergriffen werden. Zum Schutz der Mitarbeitenden und der Infrastruktur sind hier Rammschutzplanken erforderlich.

Welche Vorteile bietet die Kinney-Methode?

Die Kinney-Methode ermöglicht eine erste Einschätzung des Risikos. Von ihr lassen sich auch problemlos Prioritäten der zu behandelnden Probleme ableiten. Nach der Umsetzung von Maßnahmen lässt sich die Auswirkung durch eine Neuberechnung des Risikofaktors leicht feststellen.

Welche Nachteile hat die Kinney-Methode?

Die Kinney-Methode eignet sich nicht für Risiken mit schwerwiegenden Folgen. Ein unerwünschtes Ereignis, das zu einer ernsthaften Verletzung führt, ist bei einer Exponierungsfrequenz von 1 (selten) genauso schwerwiegend bei einer Exponierungsfrequenz von 6 (regelmäßig). In beiden Fällen kann der Risikofaktor deutlich abweichen, sodass ein Risiko plötzlich vertretbar erscheint, obwohl es dies natürlich nicht ist. 

  • P7xF1xE1 = 7 (geringes Risiko; keine Maßnahmen erforderlich)
  • P15xF6xE1 = 90 (hohes Risiko; Sofortmaßnahmen erforderlich)

In dem einem Fall handelt es sich um einen schweren Unfall (P7) und in dem anderen um einen sehr schweren Unfall (P15), aber in beiden Fällen möchten Sie den Unfall aus Gründen der Arbeitssicherheit verhindern. Die Exponierungsfrequenz (F) ist also sicherlich nicht der entscheidende Faktor.

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Nach einer Gefährdungsbeurteilung ist die Erstellung eines Verkehrsplans der nächste logische Schritt. Die Verkehrsströme an Ihrem Arbeitsplatz werden dargestellt und Knotenpunkte zeichnen sich deutlich ab.